Warum Maschenproben wichtig sind und was man beachten sollte
Maschenproben gehören zu den unbeliebtesten Dingen beim Stricken oder Häkeln und werden bestenfalls noch vom Zusammennähen der Einzelteile übertroffen.
Völlig zu Unrecht, wie ich meine. Maschenproben bieten eine gute Gelegenheit, sich mit dem Muster vertraut zu machen, die passende Nadelstärke für einen schönen Fall zu finden oder zu sehen, ob die gewählte Wolle überhaupt zum Muster passt. Und natürlich sind sie unverzichtbar, wenn das fertige Kleidungsstück später richtig passen soll.
Kennt ihr schon die neue Tunesisch-Häkel-Gruppe auf Ravelry, Tunisian Crochet Explorers?
Das ist eine internationale Gruppe für alle, die gerne beim tunesischen Häkeln experimentieren und neue Muster oder ungewöhnliche Techniken ausprobieren. Hier trefft ihr auch einige bekannte Designer an.
In dieser Gruppe gibt es zurzeit das Experiment: gauge and tension, um herauszufinden, wie beim tunesischen Häkeln Maschenproben ausfallen, wenn verschiedene Häkler mit der gleichen Nadelstärke und der gleichen Wollsorte das gleiche Muster häkeln. Ich kann euch sagen: Die Unterschiede sind gewaltig!
Ich habe hier z.B. zwei Maschenproben gehäkelt, beide aus derselben Wolle, mit der gleichen Nadelstärke über die gleiche Maschen- und Reihenanzahl. Die linke Mapro habe ich mit einer Bambushäkelnadel gearbeitet, die rechte mit einer Metallhäkelnadel.
Wie ihr seht, ist die Maschenprobe mit der Metallhäkelnadel um einiges kleiner geworden. Für mich ein eindeutiger Hinweis, dass ich niemals innerhalb eines Projektes die Häkelnadel wechseln sollte.
Wenn ich die Häkelnadel einmal herausnehmen muss, notiere ich mir beim Projekt, mit welcher Nadel ich gearbeitet habe, damit ich auch mit derselben Häkelnadel weiterhäkeln kann.
Das ist aber nicht bei allen so. Das Maschenproben-Experiment hat gezeigt, dass andere Häklerinnen mit Häkelnadeln aus verschiedenen Materialien bei der gleichen Nadelstärke auf die gleiche Maschenanzahl pro 10 cm kommen.
Einige Häklerinnen schwören sogar darauf, innerhalb eines Projektes öfter die Häkelnadelmarke zu wechseln, um durch die veränderte Handhaltung Schmerzen im Handgelenk vorzubeugen.
Natürlich kommt es bei der Wahl der richtigen Nadelstärke auch darauf an, was man häkeln möchte. Für Taschen oder Topflappen wird ein dichteres Maschenbild benötigt als für Kleidung und für Tücher darf es gerne noch lockerer sein.
Man kann dieselbe Wolle mit einer großen Spanne von Nadelstärken häkeln, um das zu erreichen.
Diese Maschenproben habe ich in den Stärken 4, 6, 8 und 10 mm gearbeitet.
Ihr seht, die Wahl der richtigen Nadelstärke ist eine ganz individuelle Sache und hängt von vielen Faktoren ab.
Ihr wisst bestimmt, dass die Maschenprobe genauso behandelt werden soll, wie später das Strick- oder Häkelstück. Also, wenn der Pullover oder das Tuch gespannt werden sollen, dann wascht und spannt auch die Maschenprobe, damit sie exakte Maschen- und Reihenangaben ergibt.
Ich messe meine Probestücke immer vor und nach dem Waschen und Spannen, damit ich weiß, inwieweit sich die Wolle verändert.
Aber wie fertigt man eine Maschenprobe an?
Strickt oder häkelt im angegebenen Muster ein Probestück von etwa 15 x 15 cm und behandelt es gemäß Anleitung, also z.B. waschen und spannen. Verwendet einen Zählrahmen oder ein Lineal oder Maßband und zählt, wie viele Maschen und Reihen auf 10 cm kommen.
Habt ihr mehr Maschen als die angegebene Maschenprobe, arbeitet ihr zu fest. Verwendet eine größere Nadelstärke.
Habt ihr weniger Maschen, arbeitet ihr zu locker. Verwendet eine kleinere Nadelstärke.
Ist in einer Anleitung angegeben, dass die Maschenprobe keine Rolle spielt, dann müssen die Vorgaben des Designers nicht eingehalten werden. Bei einem Tuch z.B. kommt es ja nicht darauf an, die gleichen Maße zu erreichen. Trotzdem kann eine Maschenprobe sinnvoll sein, damit das Tuch auch schön fällt.
Wie haltet ihr es mit Maschenproben? Seid ihr Fan oder Verweigerer?
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